Geschichte von Puerto de la Cruz

Schlägt man nach in den Geschichtsbüchern der Stadt so entdeckt man, dass das untere Ende der Schlucht „San Felipe“ im Westen der heutigen Stadt gelegen, bereits im Jahr 1502 als An- und Verladeplatz, als sogenannter Landeplatz, für die Waren des täglichen Bedarfs des Ortes La Orotava genutzt wurde. Der Teil der Schlucht liegt heute in dem Teil der Stadt, der „Playa Jardin“ genannt wird. Es waren bereits damals viele Schiffe, die dort vor Anker lagen und die verschiedensten Güter für das gesamte Orotava-Tal geladen hatten. Der Ladeplatz war der Küste etwas vorgelagert, so dass die Ware mit Booten zum Strand gebracht, besser zum Strand gerudert, wurden, bevor sie mit Pferdewagen oder Maultieren nach La Orotava weitertransportiert wurden.
In der umgekehrten Richtung, jedoch auf den gleichen Wegen wurden die ersten Exportgüter – hauptsächlich Zucker – zu den Schiffen gebracht.

Die Versorgung der ersten Orte der Insel gestaltete sich zu dieser Zeit noch recht schwierig. Als die spanischen Eroberer die Insel besetzten gab es hier weder Straßen noch Brücken. So etwas kannten die Guanchen – die Ureinwohner der Insel – nicht. Sie lebten von dem was sie hatten – Handel war ihnen fremd. Die Guanchen kannten die Gegend, die Berge und Täler wie ihre Westentasche und wussten genau wie sie von einem Ort zum nächsten kamen. So war es die Rückständigkeit der Ureinwohner, die die spanischen Eroberer vor einige Schwierigkeiten, besonders im Hinblick auf die Versorgung der einzelnen Orte mit den verschiedensten Gütern, stellte. Besonders von den Orten Santa Cruz und La Laguna aus war eine Versorgung der Stadt La Orotava nicht möglich. Ganz bewusst wurde der Ort La Orotava von den Spaniern nicht an der Küste, sonder mehr in Richtung Land-inneres errichtet. So war ein ausreichender Schutz vor den Überfällen der Portugiesen oder der, vor allem nordafrikanischen Piraten gegeben.

Zwischen 1584 und 1593 war es der italienische Baumeister Leonardo Torriani, der im Auftrag des spanischen Königs Philipp II. die kanarischen Inseln besuchte. Seine Aufgabe bestand darin, Vorschläge für verschiedene Befestigungsanlagen auszuarbeiten. Er kam zu dem Schluss, dass es notwendig wäre, eine Burg – ein „Castillo“ - an der Mündung des Barrancos (Schlucht) „San Felipe“ zu errichten. Es dauerte noch bis zum Jahr 1604 bis mit dem Bau der Grundmauern des „Castillos San Felipe“ begonnen wurde. Und auch dann ging es nicht wirklich schnell voran. Erst 1655 wurde die Befestigungsanlage inklusive des etwas landeinwärts liegenden Pulvermagazins – beide waren durch einen unterirdischen Gang miteinander verbunden – fertiggestellt.
Der erwähnte Landeplatz konnte jedoch seit seiner Überschwemmung im Jahr 1590 nicht mehr genutzt werden.

In den Anfangsjahren wurden drei andere Anladeplätze genutzt. Zum einen wurde am „Puerto Nuevo“ in den Jahren 1641 bis 1650 eine kleine halbkreisförmige Mole errichtet, an deren Stelle sich heute der Fischereihafen – Muelle Pesquero – befindet. Einen zweiten Anladeplatz fand man am Strand von San Telmo – unterhalb der heutigen Promenade gelegen und einen Dritten im Bereich des unteren „Barranco Martiánez“. All diese Anladeplätze wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts durch sogenannte Festungswerke geschützt. Diese waren für „Puerto Nuevo“ die „Bateria Santa Barbara“, für „San Telmo“ die „Bateria San Telmo“ und für „Martiánez“ die „Bateria San Carlos“.

In den ersten Jahren nach 1502 entstanden im Gebiet der „Altstadt“, dem heutigen Stadtteil „La Ranilla“ - das Fröschlein – zwischen der „Plaza del Charco“ und dem „Castillo de San Felipe“ einige Unterkünfte für die Ruderer und einige kleine Fischerhütten. Es wurde eine kleine Kapelle errichtet. Diese befand sich an der Stelle, an der sich heute die Kapelle „San Telmo“ befindet. Zu dieser Zeit war es nicht vorgesehen, hier eine Gemeinde zu gründen. Der Ort diente lediglich als Landepunkt für die Boote, die die Waren von den Schiffen ans Land und wieder zurück brachten und als Unterkunft für die kräftigen Männer, die diese Boote zwischen dem Strand und den Schiffen hin und her ruderten. Erst ca. 100 Jahre nach den ersten Siedlungsaktivitäten der Spanier im Orotava-Tal,im Jahre 1603, beauftragte die Inselregierung von La Laguna den in La Orotava ansässigen Regidor (ein Ratsmitglied dessen Aufgabe darin bestand, die Stadtverwaltung zu kontrollieren und insbesondere die Verwendung der finanziellen Mittel zu überwachen) Antonio Franchi Luzardo y Ponte de Castillo, Grundstücke für eine Kirche, öffentliche Wege und Baugrundstücke zu kennzeichnen.

Es waren vor allem das Gebiet südöstlich vom „Puerto Nuevo“ das hierfür verwendet wurde. Heute wird dieser Teil von der „Plaza del Charco“ und der „Calle San Augustin“ begrenzt. Der Regidor Antonio Franchi ließ, nahe der „Bateria Santa Barbara“, für sich ein Haus errichten. Dieses Gebäude diente bis Jahr 1833 als Sitz der Zollverwaltung (die Casa de la Real Aduana). Nachdem dieses neue Gebiet erschlossen war, ließ sich die „Creme de la Creme“ - wie man heute sagen würde – hier nieder. Es war vor allem die Elite der reichen und einflussreichen Händler die hier ein neues zu Hause suchten und auch fanden. Zu dieser Elite gehörten in erster Linie britische Kaufleute, die den Weinhandel nach England dominierten. Nach und nach gesellten sich auch Portugiesen und Franzosen dazu, die von hier aus ihre Geschäfte betrieben. Ein Teil dieser Kaufleute passte sich im Laufe der Jahre der Insel und ihren Gegebenheiten an. Sie übersetzten ihre Namen und glichen ihre Namen den spanischen an. So wurde z. Bps. Aus White – Blanco oder aus Callaghan – Cólogan.

Der Ort entwickelte sich kontinuierlich weiter und erlebte ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts einen bedeutenden und wichtigen Aufschwung. Dies lässt sich am besten an den Bevölkerungszahlen erkennen. Waren es 1604 noch 180 Einwohner, stieg die Zahl bis zum Jahr 1707 auf 2.826 Einwohner an. Dieser Anstieg übertrug sich auch auf den Warenumschlag der Insel. 1601 waren nur 2,1 % der Waren die in Puerto de La Orotava umgeschlagen wurden Diese Prozentzahl stieg bis zum Jahr 1690 auf 84,6 % an. Dieser Anstieg erfolgte noch vor dem Vulkanausbruch, der im Jahr 1706 den Hafen von Garachico vernichtete (siehe Garachico).

Aber nicht nur der Ort und die Wirtschaft erlebten einen schnellen Aufschwung. Das 17 Jahrhundert war zudem die Zeit der Klostergründungen auf Teneriffa. So wurde das Kloster der Franziskaner im Jahr 1608 gegründet. Leider fiel es 1967 einem Brand zum Opfer. Dieses Schicksal holte auch das Kloster der Dominikaner ein. Es wurde Anfang des 17. Jahrhundert gegründet und brannte 1778 ebenfalls ab. Auch das Kloster der Dominikanerinnen ereilte dieses Schicksal. Es wurde zwischen den Jahren 1661 und 1684 gegenüber der Hauptkirche errichtet und 1925 ebenfalls durch einen Brand zerstört.

Die „Multi-Kulti-Gesellschaft“ der früheren Jahre führte zu einem schwerwiegenden Problem. Dieses Problem bezog sich nicht auf das Zusammenleben der einzelnen Nationen, sondern eher auf die Bestattung der Toten. Die Toten der anglikanischen Engländer durften nicht auf dem allgemeinen Friedhof bestattet werden. Aus diesem Grund wurde bereits im 17. Jahrhundert in der nähe des „Castillo San Felipe“ ein anderer Friedhof angelegt. Dieser Friedhof trägt den Namen „La Chercha“ . Von Churchyard -. Er ist mit hohen Mauern umgeben und durfte bis in die jüngste Zeit nicht nach außen sichtbar mit einem Kreuz gekennzeichnet werden. Dieser Friedhof war der erste nicht-katholische Friedhof im Spanien der Neuzeit.

Während des spanischen Erbfolgekriegs in den Jahren 1701 – 1714 brach der Handel mit England völlig zusammen. Einige Kaufleute englischer Herkunft verließen Puerto de la Orotava. Für sie kamen nicht unbedingt englandfreundliche, katholische Iren.
Der Krieg hinterließ seine Spuren in der Wirtschaft der Insel. Denn wie die Kaufleute der Insel feststellen mussten, hatten die Engländer während des Krieges ihren Geschmack umgestellt. Nun war es nicht mehr der kanarische Malvasier-Wein, der in reichen Mengen verzehrt wurde, sondern der portugiesische Madeira- und Portwein. So verringerte sich der Stellenwert von Puerto de la Orotava. Als dann auch noch auf Anweisung des Königs Philipps V. der Hafen von Santa Cruz als einziger Exporthafen für den Handel mit Amerika erklärt wurde häuften sich die Probleme und der Aufwand der Handelsleute in Puerto de la Orotava. Denn nun waren die Handelshäuser gezwungen ihre Waren zu erst nach Santa Cruz zu verschiffen, wo sie dann auf die Schiffe in Richtung Amerika umgeladen werden mussten. So war es nicht verwunderlich, dass viele Händler und Kaufleute zuerst eine Niederlassung in Santa Cruz gründeten und sich später komplett dort niederließen.
Und doch, allen Verboten zum Trotz, wurde der Hafen Puerto de la Orotava immer wieder für den Schmuggel von Wein und Tabak in Richtung Amerika genutzt.

Ab Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die Ortsvorsteher von den Bürgern Puerto de la Orotavas selbst gewählt. Das führte logischerweise dazu, dass im Laufe der Zeit immer mehr Rechte der Stadtverwaltung von La Orotava auf die Einwohner und Bürger des Hafens übergingen. 1808 wurde die Trennung von La Orotava dann endgültig und offiziell. Puerto de la Orotava wurde selbstständige Stadt und nennt sich seitdem Puerto de la Cruz.

Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfuhr die Insel Teneriffa einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung. Zu dieser Zeit wurde die Bananenproduktion auf der Insel angekurbelt und der Bananenexport wurde entsprechend verstärkt. Dieser erweitere Export ging an Puerto de la Cruz im wahrsten Sinne des Wortes „vorüber“. Der Hafen hier wurde für den Export der leckeren und süßen Früchte nur selten genutzt.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden auch die ersten Aktivitäten im Hinblick auf den Tourismus sicht- und erkennbar. Diese beliefen sich zuerst nur auf die Vermietung von Zimmern. Ende des 19. Jahrhunderts dann öffneten die ersten Hotels in Puerto de la Cruz. Dieser Hotels, wie z. Bsp. Das „Marquesa“ oder auch das „Monopol“ wurden in alten, renovierten, ehemaligen Herrenhäusern eingerichtet. 1983 dann wurde das „Taoro Grand Hotel“ fertiggestellt und eröffnet. Dieses Hotel bot der Oberklasse Europas in mehr als 100 Zimmern den Luxus, die diese Bevölkerungsschicht zur damaligen Zeit gewohnt war und erwartete. In erster Linie waren es Engländer die die Insel auf Grund des hervorragenden Klimas und dessen heilender Wirkung bei Atemwegs- und Lungenerkrankungen besuchten. Viele dieser englischen Besucher ließen sich, besonders in den höher gelegenen Stadtteilen, dauerhaft nieder. Sie hatten nicht die Absicht und auch nicht das Verlangen auf der Insel irgendeiner Tätigkeit nachzugehen. Im Jahr 1890 wurde in den Niederlassungen der Engländer eine englische Kirche und 1903 eine umfangreiche private Leihbibliothek errichtet.
Der Hafen profitierte vom Tourismus jedoch nur in einem geringen Maße, da die großen Passagierschiffe allesamt in Santa Cruz und nicht in Puerto de la Cruz anlegten.

Die Entwicklung der Stadt ging stetig und auch der Tourismus entwickelte sich kontinuierlich weiter. Stillstand gab und gibt es in Puerto de la Cruz nicht. Das erkannte 1955 auch die spanische Regierung und erklärte Puerto de le Cruz zu einem „Ort von touristischer Bedeutung“.
Im Jahr 1963 begann eine neue Ära – eine Phase der baulichen Umgestaltung in der Stadt. Diese Umgestaltung fand ihren Höhepunkt im Bau des 24 Stockwerke hohen Hotels „Belair“. Die baulichen Veränderungen, die zu der damaligen Zeit als chic und unbedingt notwendig erachtet wurden, waren nur wenige Jahre später verpönt. Die Stadtväter erkannten, dass Puerto de la Cruz durch die „Bausünden“ nicht etwa schöner geworden ist, sondern einiges an seinem Reiz und seiner Ursprünglichkeit verloren hatte.
So gelang es dem Architekten Cesar Manrique im Jahr 1971 mit seinen Entwürfen für den Umbau des „Lago Martianez“ eine Rückbesinnung auf die alten Traditionen und auf natürlich gestaltete Landschaften einzuläuten. Dies ist auch sehr gut in der „Playa Jardin“ - am westlichen Ende der Stadt – wiederzufinden. Sie wurde vom selben Künstler entworfen und spiegelt die Gedanken und die Ziele des Künstlers in Bezug auf Traditionen, Natürlichkeit und Natur wieder.

Ein weiterer und vorerst letzter Meilenstein in der Geschichte der Stadt wurde am 23. Mai 2006 gelegt. An diesem Tag erklärte die Regierung der Kanarischen Inseln die Innenstadt und einige außerhalb liegende Gebäude von Puerto de la Cruz zu einem „Ort von kultureller Bedeutung“. Zudem wurden einige einzelne Gebäude, verschiedene Gärten und auch eine archäologische Fundstelle unter besonderen Schutz gestellt.